wird im Rahmen des Kronberger Theatersommers 2021
der hannemanns „Wie das Leben so spielt“ aufgeführt.
Der Kauf einer neuen Tapete für die Küche ist zwar eine seltene, aber dennoch besondere, nervenkitzelnde Angelegenheit. Manchen schlägt sie auf den Magen, anderen verursacht sie schlaflose Nächte, wieder andere nervt der damit verbundene Aufwand enorm und nochmal andere schließlich fürchten sich vor der Nachhaltigkeit unerwünschter Folgen.
Sind derlei unterschiedliche Emotionen Grund genug, diesen letztlich langfristig wenig eindrücklichen Moment im Leben zeitgenössischer mitteleuropäischer Hausbewohner – einem klassischen Drama gleich – auf die Bühne zu hieven? „Ja. Doch“, meint die Regisseurin des Stücks, Michelina von Teuffenbach, „man muss nur genauer hinhören und hinsehen. Unser Einakter gehört keinesfalls zu den unzähligen seichten und dennoch als bühnenreif deklarierten Sujets, die dem staunenden Publikum zugemutet werden. Er passt auch nicht nur inhaltlich perfekt in den Theatersommer 2021 der „hannemanns“ „Wie das Leben so spielt““, der ausgerichtet ist auf die Beleuchtung exemplarischer Situationen in verschiedenen Lebensphasen von uns Menschen sowie – unausgesprochen – auf die bei diesen Gelegenheiten von den Betroffenen an den Tag gelegten Verhalten.
Vielmehr hält er, so simpel er auch erscheinen mag, eine versteckte Botschaft für den aufmerksamen Zuschauer bereit. „Eignen sich nicht gerade alltägliche, weitgehend belanglose und sogenannt „harmlose“ Ereignisse besonders gut als Brennglas für unsere Ak- und Reaktionen?“ fragt von Teuffenbach. In unseren heimischen Breitengraden sprechen wir gelegentlich darüber, dass das Leben mit jedem Einzelnen von uns ein jeweils einzigartiges „Spiel“ spielt. Es ist uns irgendwie bewusst, dass jedes dieser „Lebens-spiele“ in uns Spuren hinterlässt und zahlreiche unserer Verhaltensweisen prägt. Diese Verhalten leben wir dann aus, auch wenn sie unangemessen sind und keinesfalls förderlich, wie das Theaterstück „Die neue Tapete“ persiflierend aufzeigt. Liegt diese Undifferenziertheit im Umgang mit unseren Verhalten auch daran, dass wir unser Leben nicht als Spiel ansehen und nicht entsprechend darauf eingehen? Es sieht so aus, als sei die Fähigkeit schwach, sich auf das „Spiel des Lebens“ auch spielerisch einzulassen mit angemessener Distanz, Flexibilität, Gelassenheit, einem ordentlichen Schuss Humor und so etwas wie „südländischer“ Leichtigkeit. Und das ist es, was uns der Tapeten-Kauf auf der Bühne der „hannemanns“ zwischen den Zeilen suggeriert. Eine Anregung, über die es sich nachzudenken lohnt.
Im Übrigen sind es neben dem Unterhaltungswert als solchen diese heimlichen „Nachrichten“, die u.a. einen einfachen Einakter über den Kauf einer neuen Tapete sinnvoll machen und durchaus wert, auf einer gastlichen Bühne in einem wunderschönen Park mitten in der Sommersonne aufgeführt zu werden.